Dienstag, 8. April 2008

Veni Vidi Vici - Hanky und ich erobern Italien

Das Wetter in Deutschland ist Mist! Basta!

Und ich habe einen Flug gebucht! So!

Ich fliege nach Italien! Juhu!
Aber nicht einfach nur so, neeeein, ich besuche meine süße Freundin Hanky, die gerade 3 Monate dort sein darf, die Glückliche.

Ich fliege mit Ryan Air! Hallelujah...oder besser: kein Kommentar...
Flugzeuge die so sauber sind hat die Welt noch nicht gesehen...zudem super freundliche polnische Flight Hostessen, deren englische Durchsagen kaum zu entziffern sind und sogar die Bordverpflegung ist mit 3 Euro für ne 0,2 Dose Cola doch äußerst annehmlich...*hust*
Aber na ja...ich bin sicher gelandet und bei 40€ hin und zurück kann man das Preis-Leistungs-Verhältnis eigentlich nicht bemängeln.

Nach einer Bus- und zwei weiteren Bahnfahrten, bin ich dann auch endlich an meinem Zielort angekommen. Ein kleines idyllisches Örtchen welches sich Campese schimpft, am Fuße eines Berges liegt und Hanky eine neue Heimat geboten hat.
Aber weil es in Campese nichts gibt außer einer Bushaltestelle, einer Kirche und einem Plakat das anzeigt das die Backstreet Boys am 20.April in Padua auftreten, fliehen wir am folgenden Tag von besagter Bushaltestelle mit dem stündlichen Bus ins 70km entfernte Venedig.

Ich weiß, dass die Meinung der Leute über diese Stadt zweigeteilt ist. Entweder man hasst sie, weil alles so schmutzig wäre (wovon ich nichts bemerkt habe) oder man verliebt sich auf den ersten Blick. Ich gehöre eindeutig zu Letzteren.
Direkt als wir aus dem Bahnhof treten, blicken wir auf einen großen Kanal, auf dem Boote und Gondeln hin- und hergewiegt werden, in welchem die warme Vormittagssonne funkelt und glänzt...und schon bin ich mit Haut und Haaren der Stadt verfallen (ich bin leicht zu begeistern ;))

In ganz Venedig fährt kein einziges Auto, aber das geht ja auch gar nicht, denn es gibt nur Fußgängerstraßen und Kanäle. Autos parkt man zuvor in dem gigantischen Parkhaus am Stadtrand. Fortbewegen tut man sich dann mit den eigenen zwei Füßen, seinem Boot oder dem Vaporetto, einem Bootsbus.
Gondeln gibt es natürlich auch, aber ich würde vermuten, dass sich nur wenige Einwohner Venedigs jemals eine Fahrt gegönnt haben, denn eine „normale Runde" kostet schlappe 100€.
„Entschuldigung, ich muss mich wohl verhört haben?? E I N H U N D E R T??"
Mir klappt die Kinnlade runter...so eine Touristenabzocke!
Aber wir haben eine schlaue Idee, denn wenn wir Mitfahrer finden, ist das alles ja schon gar nicht mehr so teuer....Also fragen wir mal rum, aber wir kriegen nur Körbe, nicht nur einen sondern mindestens 100...sowas sind wir gar nicht gewohnt, aber man kriegt nun mal nicht alles was man möchte, und so bekommen wir auch keine Gondelfahrt.
„Wenn wir mal reiche Männer haben, machen wir hier Pärchenurlaub, dann können die uns das bezahlen." Gute Idee, Hanky, das find ich auch.

Die ganze Stadt kommt mir vor wie Disneyland, nur ohne Mickey Maus und Achterbahnen. Alle laufen fröhlich rum, gucken durch die Gegend, machen Fotos;
nur Touristen und Souvenirshops, und wir sind mittendrin.

Und sie sind wirklich überall die Touristen. Wie ein Schwarm Mücken begegnet man ihnen hinter jeder Ecke und es wird immer schlimmer je näher wir der Rialtobrücke kommen.
Ich frage mich ob ich an diesem Tag einen einzigen richtigen Venezianer gesehen habe, denn die meisten Leute denen wir begegnen sprechen deutsch.
Schlaue Händler wissen natürlich um die spendablen Ausländer zu werben uns so gibt es überall afroamerikanische Mitbürger die Handtaschen, Gürtel und Sonnenbrillen von Gucci, Prada und Co anbieten. Die sind natürlich alle Original, wie natürlich auch das Etikett bezeugt und man bekommt sie für günstige 20€, weil dem Händler dein Gesicht gefällt. Natürlich macht er dabei einen riiieeeeesen Verlust, denn im Laden in den Nobelvierteln kostet so ein Accessoire locker um die 300€!
Aber den Polizisten gefallen diese netten Handel gar nicht und streifen in Truppen durch die Gegend. So wurden wir Zeuge eines sehr spannenden Spektakels:
Einer der Verkäufer der auf einer der Brücken seinen „Laden" in Form eines großen Bettlakens ausgebreitet hat, entdeckt die Polizisten zu spät die sich ihm nähern. Panisch fasst er sein Bettlaken mit den Handtaschen drauf zu einem Bündel und versucht über das Brückengeländer zu fliehen. Er springt hinunter. Dabei verliert er den Sack. Er zögert kurz, ob er nun schnell weiterläuft um seine Haut zu retten oder sich noch einmal umdreht um nach dem Laken zu greifen. Aber die Gesetzeshüter sind schon wirklich nah und so entscheidet er sich doch zu laufen. Die Polizisten haben nicht wirklich Lust ihm hinterherzuhetzen und halten bei seinem Bündel an, welches sie nun selber schultern und zufrieden wieder zurückgehen.
Kurz danach sieht man den Geflohenen mit seinen „Geschäftspartnern" wieder an jener Brücke stehen und den Verlust der Kostbarkeiten betrauern.
Wie aufregend es hier ist!! Aber wir ziehen erstmal weiter, ich habe Hunger!

Es gibt Spaghetti mit super leckeren Meeresfrüchten, sowie Gnocchi und danach den obligatorischen Cappucchino- Aber auch die Natur verlangt ihr Recht und wir waren nicht so sehr erfreut nur Stehklos zu entdecken. Für diejenigen die nicht wissen, was das ist und wie man als Frau so etwas handhabt: Ein Stehklo ist ein Toilettenbecken direkt im Fußboden, welches recht gute Oberschenkelmuskeln voraussetzt. Solche Klos sind nicht unbedingt sauber, denn wenn es spritzen sollte, spritzt es natürlich rundherum...also merke dir das erste und wichtigste Stehklogebot: Hosenbeine hochkrempeln!
Ok genug Fäkalabschweifung.
Wir zahlen letztendlich fürs Essen 6€ mehr als errechnet und ein Blick auf den Bon gibt Aufschluss. Man darf noch 3€ pro Person für das Gedeck bezahlen. Na das ist ja eine negative Überraschung, zum Glück muss man wenigstens kein Trinkgeld abdrücken, aber das was sie alleine für das Gedeck kriegen, sollte wohl auch mehr als genug sein. Frechheit, noch so eine Abzocke!
Aber das Highlight kommt erst noch: Später am Nachmittag gehen wir in ein Café und bestellen Cappucchino an der Theke. 3€ sollen die kosten, aber als er fragt ob wir uns denn auch setzen möchte und wir bejahen, kostet es plötzlich 8€. Wir sind verdutzt. Sehr dreist ist das also bleiben wir stehen, denn 2,50 für den Gebrauch von Tasse und Untertasse zu zahlen, sieht keiner von uns ein. Sie haben wohl Mitleid mit uns geizigen Touristen und da wir auch die einzigen Gäste sind, dürfen wir dann doch an einen Tisch draußen Platz nehmen. Sehr freundlich, aber hier kommen wir trotzdem nicht wieder hin.

Auf unserem Weg durch die Stadt folgen wir den Schildern Richtung Markusplatz und Rialtobrücke und schlendern dabei durch dutzende kleine verwinkelte Gassen mit süßen bunten Häusern, unzähligen kleinen Brücken mit vielen Booten und Gondeln. Man hat überall ein sehr romantisches Panorama und ich fühle mich wie in einem romantischen-kitschigen Film.
Als wir letztendlich an der Rialtobrücke ankommen, bin ich enttäuscht.
„Das ist es?" Ja, das ist es...eine breite Brücke welche in der Mitte mit Souvenirshops bebaut ist. Es ist so voll, dass man sich durch die Massen quetschen muss um überhaupt mal auf den Canal Grande gucken zu können.
Sehr hübsch sieht das aus, aber trotzdem: schnell weg hier, die Gassen mit den kleinen Kanälchen sind mir um einiges lieber, also suchen wir jetzt den Markusplatz.
Aber auch dort ist es schrecklich voll und es gibt tatsächlich so viele Tauben wie ich es mir vorgestellt hatte. Überall kann man Taubenfutter kaufen um die Viecher auf sich zu locken, aber wir verzichten gern, denn ein Taubenschiss auf den Klamotten oder gar auf dem Kopf muss ganz und gar nicht sein.
Ich plane mich dennoch in die Mitte einer Taubengruppe zu stellen um zumindest auf einem Foto mit denen drauf zu sein... aber die Tauben mögen mich nicht und fliegen weg. Ganze dreimal hab ich’s versucht, aber ich kann es ihnen nicht verübeln, denn ich habe schließlich kein Futter zu bieten.

Da wir vermuten, dass Venedig von oben ein sehr schöner Anblick sein muss fahren wir auf den Glockenturm der Basilica del Marco und haben in der Tat einen faszinierenden Blick auf die wunderschöne Stadt. Hier würde ich gerne bleiben, hier fühl ich mich wohl. Nur einen Nachteil gibt es, denn meinem Hobby könnte ich hier nicht nachgehen: „Blöd, dass man hier nicht Autofahren kann", sag ich zu Hanky und während ich das sage, bleibt neben mir ein kleines hässliches Mädchen stehen und schaut mich mit großen Glubschaugen an. „Guck nicht so, du Pferdegesicht" sag ich zu ihr...uuuups...das sind Deutsche...wie unangenehm, schnell wieder runter und ab ans Wasser und in die Sonne.

9 Stunden wandern wir durch die Straßen Venedigs und ich bin wirklich traurig, dass wir wieder fahren müssen.
Allerdings kann ich keinen Teil meines Körpers mehr bewegen und ich bin schon froh mich 1 ½ Stunden später in Campese ins Bett legen zu können, als ich das scheußlichste Tier der Welt an der Decke entdeckte. Ein Tausendfüßler oder irgendetwas ähnlich abstoßendes. Circa 10cm groß, mit ewig langen Beinen und Fühlern an beiden Enden...ich gerate in leichte Panik und auch Hanky freut sich nicht unbedingt über die Anwesenheit des Aliens.
Wir müssen es beseitigen, sonst ist an Schlaf nicht zu denken. Nur wie? Wir wollen es natürlich nicht berühren und auch nicht zerquetschen. Hanky bewaffnet sich mit einem Zahnputzbecher und will es fangen...aber schnell wird klar, dass das Tier von der Länger her den Durchmesser des Bechers übersteigt.
Solange sie MacGyver spielt und durchs Zimmer wuselt, stehe ich in der hintersten Ecke und folge jeder Bewegung die das Alien tut. Hanky drückt mir den pinken Zahnputzbecher in die Hand während sie lospilgert einen Besen zu suchen.
So stehen wir also im Zimmer, ich mit dem Zahnputzbecher und sie mit einem Besen und wissen immer noch nicht so recht was wir tun sollen, als ihre Gastmutter in der Tür steht und perplex fragt, was wir haben. Als wir auf das Alien zeigen ist sie auch nicht willig etwas zu der Vernichtung beizutragen und beschließt ihren Mann zu holen, der für so was immer zuständig wäre.
Er lässt uns zappeln... aber irgendwann ist er dann da, unser Held, und fängt das Alien ein. Meiner Meinung hätte es den Tod verdient, aber der Dietmar ist zu lieb und gibt ihm seine Freiheit wieder.
Ok, 10 Minuten zum beruhigen, dann aber ab ins Bett. Ich bin soooo müde und aaallllees tut weh, ich will nur schlafen.
Aber Hanky sieht das irgendwie ganz anders:
...Stille....
"Mh" höre ich einen Seufzer von der anderen Bettseite und ignoriere ihn, denn ich denke sie träumt.
„Mmmhh" ertönt es wieder
...Stille...plötzliches kichern
„Hast du das Mhh eben gehört?" fragt sie mich und kiechert weiter.
„Ja"
....sie lacht laut los „ich habe nur eben dran gedacht, dass ich in Deutschland nie wieder Pizza essen werde. Sogar Smiley wird’s ganz schön schwer haben," und sie lacht weiter.
„Mhhh soso" antworte ich.
„Ok ich schweige jetzt"
...Stille...
Kichern... dann lautes Lachen...
"Was ist???" frage ich müde.
„Och, ich hab gerade nur über die Zugverbindung von Sprötze nach Hamburg nachgedacht"
„?????????????"
„Ok ich schweige jetzt"
...Stille...
...Stille...
...Stille...
Endlich schlafen.
Es bleiben nur wenige Stunden bis zum Aufstehen, denn die Uhr wurde in dieser Nacht um eine Stunde vorgestellt.
Am nächsten Morgen erzählt sie mir, dass sie noch ewig hätte weiterplappern können und dass sie noch gedacht hätte, sie würde an einer Konversation teilnehmen.
Tja, manchmal ist sie eben etwas merkwürdig, meine Hanky, aber trotzdem freue ich mich schon auf den Tag mit ihr in Verona, denn da geht es nach dem Aufstehen hin.